Immer mehr Lebensmittel setzen auf künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose und Acesulfam-K als kalorienarme Zuckeralternativen. Doch aktuelle Studien stellen ihre Sicherheit in Frage: Ein höherer Konsum dieser Süßstoffe könnte mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sein, insbesondere für Brustkrebs, Leberkarzinomen und adipositasbedingte Krebserkrankungen. Zudem zeigen aktuelle Untersuchungen auf, dass Sucralose und ihre Abbauprodukte genotoxisch wirken und unser Erbgut schädigen können. Zusätzlich scheint auch unsere Darmgesundheit unter dem Einfluss künstlicher Süßstoffe zu leiden. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sie das Darmmikrobiom negativ beeinflussen und die Glukosetoleranz beeinträchtigen können. Dies könnte langfristig das Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes und andere metabolische Störungen erhöhen. Des Weiteren konnte in einer aktuellen Studie in Nature gezeigt werden, dass Konsum von Sucralose das Hungergefühl stark beeinträchtigen kann. Angesichts dieser besorgniserregenden Erkenntnisse fragen sich viele: Sollten wir künstliche Süßstoffe meiden und auf natürliche Alternativen setzen? In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen Forschungsergebnisse im Detail und zeigen auf, welche Auswirkungen künstliche Süßstoffe auf unsere Gesundheit haben können.
Steigt mit dem Genuss von künstlichen Süßstoffen das Krebsrisiko?
Künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose und Acesulfam gehören zu den häufig verwendeten Inhaltsstoffen in zahlreichen Lebensmitteln und gelten als kalorienarme Alternativen zu Zucker. Ziel einer Studie basierend auf Daten aus der NutriNet-Santé Studie mit über 100.000 Erwachsenen aus einer französischen Kohorte, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 7,8 Jahren beobachtet wurden, war es, den Zusammenhang zwischen dem Konsum von künstlichen Süßstoffen (insbesondere Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose) und dem Krebsrisiko zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer Konsum von künstlichen Süßstoffen mit einem insgesamt erhöhten Krebsrisiko verbunden war, insbesondere für Brustkrebs und Adipositas-bedingte Krebserkrankungen.¹
Besitzt Sucralose womöglich eine DNA-Gentoxizität?
Eine aktuelle Studie hatte zum Ziel, die toxikologischen und pharmakokinetischen Eigenschaften von Sucralose-6-acetat, einem strukturellen Abbaustoff des künstlichen Süßstoffs Sucralose, zu untersuchen. Amerikanische Forscher haben dabei festgestellt, dass Sucralose oder eines seiner Abbauprodukte unser Erbgut schädigen kann. Insbesondere das Sucralose-6-Acetat stand im Fokus der Untersuchung, da es entsteht, wenn Sucralose im Körper metabolisiert wird.² Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift "The Journal of Toxicology and Environmental Health" veröffentlicht und befassten sich mit den Auswirkungen von Sucralose auf die DNA. Die Resultate legen nahe, dass Sucralose DNA-Schäden verursacht und genotoxisch wirkt und werfen damit ernste Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Sucralose auf.³
Susan Schiffman, PhD, Studienautorin und außerordentliche Professorin in der Abteilung für biomedizinische Technik an der NC State University und der UNC in Chapel Hill, erklärt, dass ihre Forschungen bestätigen, dass Sucralose-6-acetat genotoxisch ist, d. h. die DNA schädigen kann.⁴ In der Praxis konnten Spuren dieser Verbindung in handelsüblicher Sucralose gefunden werden, bevor sie verzehrt und verstoffwechselt wird. Die Auswirkungen dieser Erkenntnis sind erheblich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat für alle genotoxischen Stoffe eine maximale tägliche Aufnahme von 0,15 Mikrogramm pro Person festgelegt. Dr. Schiffman merkt an, dass eine einzige Tagesportion eines mit Sucralose gesüßten Getränks diesen Grenzwert überschreiten könnte, wobei das zusätzliche Sucralose-6-Acetat, das beim Verzehr von Sucralose entsteht, noch nicht einmal berücksichtigt ist. Menschliche Blutzellen, die Sucralose-6-Acetat ausgesetzt waren, wiesen Anzeichen von DNA-Schäden auf, was den genotoxischen Charakter der Verbindung bestätigt.
Wie beeinflusst künstliche Sucralose unser Hungergefühl?
Eine im Nature Magazin veröffentlichte Studie untersuchte, wie sich der kalorienfreie Süßstoff Sucralose im Vergleich zu Zucker (Saccharose) oder Wasser auf das Gehirn und das Hungerempfinden auswirkt.5 Frühere Annahmen besagten, dass Süßstoffe zwar keine Kalorien liefern, aber dennoch Geschmackssignale auslösen, die das Gehirn beeinflussen. Die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass Sucralose Prozesse im Gehirn aktiviert, die Appetit und Motivation steigern – trotz fehlender Kalorienzufuhr.
75 junge Erwachsene mit unterschiedlichem Körpergewicht nahmen an der randomisierten Crossover-Studie teil. Jeder trank jeweils ein sucralosegesüßtes Getränk, ein zuckergesüßtes Getränk und Wasser. Anschließend wurde per MRT die Gehirnaktivität erfasst. Zusätzlich wurden Hungerempfinden, Blutzucker und Insulin gemessen.
Die Ergebnisse zeigen: Sucralose führte zu einer deutlich erhöhten Durchblutung im Hypothalamus – dem zentralen Steuerzentrum für Hunger – im Vergleich zu Zucker und Wasser. Gleichzeitig stieg das subjektive Hungergefühl signifikant an, obwohl Sucralose keine Kalorien enthält. Zucker hingegen dämpfte den Hunger kurzfristig durch den Anstieg des Blutzuckers.
Auffällig war auch, dass Sucralose verstärkte Verbindungen zwischen dem Hypothalamus und Belohnungszentren im Gehirn (z. B. Nucleus accumbens) auslöste – ein Hinweis auf erhöhte Essmotivation. Interessanterweise blieb der Blutzuckerspiegel nach Sucralose stabil, was eine Entkopplung zwischen Süßgeschmack und Energiezufuhr signalisiert. Diese Diskrepanz scheint das Gehirn zu reizen und eine stärkere Hungerantwort auszulösen.
Besonders ausgeprägt waren die Effekte bei übergewichtigen oder adipösen Teilnehmern. Ihre neuronale Reaktion war intensiver, was auf eine größere Anfälligkeit für Störungen im Hunger-Sättigungs-System hinweist.
Die Studie legt nahe, dass kalorienfreie Süßstoffe wie Sucralose nicht automatisch beim Abnehmen helfen. Stattdessen könnten sie über das Belohnungssystem unbewusst zu mehr Appetit und erhöhter Nahrungsaufnahme führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt bereits davor, künstliche Süßstoffe zur Gewichtsreduktion einzusetzen. Diese Untersuchung liefert nun neurologische Belege für diese Empfehlung.
Trotz fehlender Kalorien aktiviert Sucralose Hirnregionen, die Hunger und Motivation verstärken – besonders bei übergewichtigen Menschen. Der vermeintliche Vorteil kalorienfreier Süße könnte sich somit als Nachteil für die Gewichtskontrolle erweisen.
Wie beeinflussen künstliche Süßstoffe unsere Darmgesundheit?
Es existieren auch Studien, die sich mit dem Einfluss von künstlichen Süßstoffen auf die Darmgesundheit beschäftigen. In einem Beitrag auf unserer Webseite, haben wir bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass Aspartam und Sucralose negative Auswirkungen auf das Darmmikrobiom haben können, die mit Veränderungen im Darmmikrobiom einhergehen und zu langfristigen gesundheitlichen Folgen führen können. Der Konsum von chemischen Süßungsmitteln, die in vielen Softgetränken enthalten sind, schädigt das Darmmikrobiom. Eine Studie an der Anglia Ruskin Universität in Cambridge hat gezeigt, dass Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin und Sucralose gesunde Darmbakterien krank machen können und in die Darmwand eindringen. Bestimmte pathogene Bakterien, die durch Süßstoffe unterstützt werden, können die Darmwand überwinden und sich in anderen Organen ansammeln, was im Ernstfall zu Infektionen und möglicherweise Organversagen führen kann. Bereits der Konsum von zwei Dosen Süßstoff-Limonade täglich erhöht das Risiko einer Schädigung der Darmflora. Mehr dazu unter: "Gefahr durch Süßstoff: Angriff auf unser Darm-Mikrobiom."
Schiffman, die gemeinsam mit ihrem Team die Studie "Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose" veröffentlichte, betont dass Sucralose und ihr Metabolit einen "undichten Darm" hervorrufen können, einen Zustand, der es potenziell schädlichen Substanzen ermöglicht, in den Blutkreislauf zu gelangen. Darüber hinaus veränderte sich die Genaktivität in Darmzellen als Reaktion auf Sucralose-6-Acetat, wobei eine Zunahme der Genaktivität mit oxidativem Stress, Entzündungen und Karzinogenität in Verbindung gebracht wurde. Da sich die Beweise gegen Sucralose und ihre Metaboliten häufen, schlägt Schiffman vor, die Sicherheitsvorschriften für Sucralose neu zu bewerten. Sie rät den Menschen, sucralosehaltige Produkte zu meiden und betont, wie wichtig es ist, darauf zu achten, was man konsumiert.
So verändern Aspartam, Saccharin und Sucralose die Darmmikrobiom und Glukosetoleranz
Eine aktuelle Studie einer israelischen Arbeitsgruppe hat weitere Erkenntnisse darüber geliefert, wie künstliche Süßstoffe das Darmmikrobiom und die Glukosetoleranz beeinflussen können.6 Ziel der Untersuchung war es, die Effekte von Süßstoffen wie Saccharin, Sucralose, Aspartam und Stevia auf die Darmflora und die Fähigkeit des Körpers, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, zu erforschen. An der Studie nahmen 120 gesunde Erwachsene teil, die zuvor keine künstlichen Süßstoffe konsumiert hatten. Die Teilnehmenden wurden in sechs Gruppen aufgeteilt:
- Vier Gruppen erhielten jeweils einen Süßstoff: Saccharin, Sucralose, Aspartam oder Stevia.
- Eine Vergleichsgruppe erhielt Glukose.
- Eine Kontrollgruppe erhielt keine Zusatzstoffe.
Über einen Zeitraum von vier Wochen konsumierten die Probandinnen und Probanden dreimal täglich eine abgemessene Menge des jeweiligen Süßstoffs. Während und nach der Testphase wurden Blut- und Stuhlproben entnommen, um Veränderungen im Stoffwechsel und im Darmmikrobiom zu analysieren. Zudem führten die Teilnehmenden alle zwei bis vier Tage einen Glukosetoleranztest durch, bei dem sie 50 Gramm Glukose auf nüchternen Magen einnahmen, um die Blutzuckerreaktion zu messen.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse zeigen, dass bereits der Konsum von Mengen unterhalb der empfohlenen täglichen Höchstgrenzen zu signifikanten Veränderungen im Darmmikrobiom führte. In allen vier Süßstoffgruppen wurden Veränderungen festgestellt, am deutlichsten jedoch bei Saccharin und Sucralose. Diese beiden Süßstoffe interagieren besonders intensiv mit der Darmflora, da Saccharin nur langsam vom Darm ins Blut gelangt und Sucralose nahezu unverändert ausgeschieden wird. Teilnehmende, die Saccharin oder Sucralose konsumierten, wiesen im Glukosetoleranztest erhöhte Blutzuckerwerte auf. Dies deutet auf eine verschlechterte Glukosetoleranz hin, also eine reduzierte Fähigkeit des Körpers, den Blutzuckerspiegel effektiv zu regulieren. Eine gestörte Glukosetoleranz gilt als Risikofaktor für Übergewicht und Typ-2-Diabetes.
Kausalität zwischen Mikrobiom und Blutzuckerregulation
Um den Zusammenhang zwischen den Veränderungen im Darmmikrobiom und der beeinträchtigten Blutzuckerregulation zu bestätigen, transplantierten die Forschenden das Darmmikrobiom der Teilnehmenden auf keimfreie Mäuse. Diese Mäuse, die zuvor keine eigene Darmflora besaßen, zeigten nach der Transplantation und dem Konsum einer Zuckerlösung ähnliche Blutzuckerreaktionen wie die menschlichen Spender – obwohl die Mäuse nie zuvor diese Süßstoffe konsumiert hatten, sondern nur das durch Süßstoffe veränderte Darmmikrobiom besaßen. Dieser Befund legt nahe, dass die induzierten Veränderungen im Mikrobiom direkt zur Beeinträchtigung der Glukosetoleranz beitragen.
Weitere Hinweise auf negative Effekte von Süßstoffen
Unterstützt werden diese Ergebnisse durch eine In-vitro-Studie aus dem Jahr 2021, die zeigte, dass künstliche Süßstoffe wie Saccharin, Sucralose und Aspartam Darmbakterien negativ beeinflussen können.7 Die Bakterien Escherichia coli und Enterococcus faecalis veränderten nach der Exposition gegenüber diesen Süßstoffen ihre Eigenschaften und waren in der Lage, die Darmwand zu durchdringen. Sobald solche Bakterien in den Blutkreislauf gelangen, können sie sich in Organen wie der Leber und der Milz ansiedeln und schwere Infektionen verursachen. Bereits geringe Mengen der Süßstoffe reichten aus, um diese Effekte zu beobachten. Die Studie deutet darauf hin, dass der regelmäßige Konsum künstlicher Süßstoffe das Risiko für Infektionen erhöhen kann, indem er die Zusammensetzung und Funktion der Darmflora verändert. Insgesamt legen die aktuellen Forschungsergebnisse nahe, dass künstliche Süßstoffe keine so gesunde Alternative sind, wie oftmals angenommen. Ihre Fähigkeit, das Darmmikrobiom zu verändern und die Glukosetoleranz zu beeinträchtigen, könnte langfristig zu metabolischen Störungen wie Übergewicht und Diabetes beitragen. Obwohl weitere Untersuchungen notwendig sind, um definitive Empfehlungen auszusprechen, deuten diese Studien darauf hin, dass der Verzicht auf künstliche Süßstoffe und eine generelle Reduzierung des Süßstoffkonsums sinnvoll sein könnten.
Neotam: Ein künstlicher Süßstoff der neuen Generation gefährdet die Darmgesundheit
Eine jüngste Studie aus dem Jahr 2024 von Forschenden der Anglia Ruskin University in Cambridge hat den künstlichen Süßstoff Neotam unter die Lupe genommen und besorgniserregende Auswirkungen auf die Darmgesundheit festgestellt.8 Neotam ist ein Süßstoff der neuen Generation, der noch süßer als Aspartam ist und gleichzeitig kalorienfrei bleibt. Doch die aktuellen Erkenntnisse werfen Fragen hinsichtlich seiner Sicherheit auf.
Die Arbeitsgruppe nutzte ein In-vitro-Modell des Darmepithels (Caco-2-Zellen) sowie die Darmbakterien Escherichia coli und Enterococcus faecalis, um die Effekte von Neotam auf die Darmgesundheit zu untersuchen. Ziel war es, herauszufinden, ob Neotam die Pathogenität dieser Bakterien erhöht und die Integrität der Darmbarriere beeinträchtigt. Die Ergebnisse zeigten, dass Neotam bereits in geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf das Darmepithel und die Darmflora hat:
- Schädigung des Darmepithels: Neotam führte zum Absterben von Epithelzellen, was die Schutzfunktion der Darmwand schwächt.
- Erhöhte Pathogenität von Darmbakterien: E. coli und E. faecalis zeigten nach Exposition gegenüber Neotam eine erhöhte Fähigkeit, Biofilme zu bilden. Diese Biofilme ermöglichen es den Bakterien, besser an das Darmepithel zu haften und es zu durchdringen.
- Durchdringen der Darmbarriere: Die erhöhte Adhäsion und Invasion der Bakterien in die Epithelzellen kann dazu führen, dass diese in den Blutkreislauf gelangen. Dies erhöht das Risiko für systemische Infektionen wie Sepsis.
Die Beeinträchtigung der Darmbarriere und die Förderung pathogener Bakterien können laut der Studie zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen. Die Schwächung der Darmwand kann Entzündungen fördern und Symptome des Reizdarmsyndroms verschlimmern. Eine gestörte Darmflora kann zur Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen wie Insulinresistenz beitragen. Darüber hinaus könnte das Eindringen von Bakterien in den Blutkreislauf schwere Infektionen wie Septikämie verursachen. Dr. Havovi Chichger, die leitende Autorin der Studie, betont, dass auch neuere künstliche Süßstoffe wie Neotam hinsichtlich ihrer Sicherheit kritisch zu bewerten seien.
Gibt es einen Zusammenhang mit Diabetes und Insulinresistenz?
Ein Medizinreport, veröffentlicht im Deutschen Ärzteblatt, setzt sich mit künstlichen Süßstoffen und einer Insulinreststenz auseinander. Dr. Kristina Rother, eine Expertin für Süßstoffe, betont, dass das Thema der metabolischen Sicherheit einen hohen Diskussionsbedarf hat. Es gibt Hinweise darauf, dass Süßstoffe Insulinresistenz begünstigen, was durch verschiedene Studien an übergewichtigen und normalgewichtigen Probanden gezeigt wurde. Möglicherweise liegt die Ursache für diese Effekte im Mikrobiom, da bestimmte Süßstoffe die Zusammensetzung der Darmflora verändern können. Tierstudien zeigen, dass Süßstoffe mit einem weniger vielfältigen Mikrobiom in Verbindung stehen. Dabei scheinen die Süßstoffe die Inkretinsekretion (Freisetzung bestimmter Hormone im Verdauungstrakt, die für eine erhöhte Ausschüttung von Insulin verantwortlich sind) zu begünstigen und den Stoffwechsel und das Essverhalten negativ zu beeinflussen. Epidemiologische Studien zeigen eine Assoziation zwischen dem Konsum von süßstoffhaltigen Getränken und Übergewicht sowie Diabetes.9
Studienupdate: Diabetes-Risiko durch künstliche Süßstoffe
Aktuelle Forschungsergebnisse aus der NutriNet-Santé-Studie in Frankreich werfen ein kritisches Licht auf den Konsum künstlicher Süßstoffe und dessen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes. Die Studie, die über 105.000 Teilnehmer einschloss und eine mediane Nachbeobachtungszeit von 9,1 Jahren umfasst, offenbarte, dass ein höherer Konsum von künstlichen Süßstoffen, insbesondere Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose, mit einem signifikant erhöhten Diabetesrisiko verbunden ist [Deb 2023]. Diese Ergebnisse stützen die wachsende Evidenz, dass künstliche Süßstoffe möglicherweise nicht die risikofreie Alternative zu Zucker darstellen, als die sie oft beworben werden.¹
Die Studie verweist auf mehrere Mechanismen, die das erhöhte Diabetesrisiko erklären könnten:
- Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels: Künstliche Süßstoffe könnten die Sensitivität der Betazellen der Bauchspeicheldrüse und die Insulinsekretion beeinträchtigen. Dies könnte zu einer gestörten Glukoseregulation führen.
- Adipogenese und Lipolyse: Künstliche Süßstoffe könnten an der Zunahme der Fettbildung (Adipogenese) und einer verringerten Fettspaltung (Lipolyse) beteiligt sein. Diese Veränderungen können zu einer ungünstigen Körperzusammensetzung und Insulinresistenz führen.
- Prooxidative Umgebung: Es wird vermutet, dass Süßstoffe eine prooxidative Umgebung fördern können, die oxidative Stressreaktionen im Körper verstärkt. Solche Reaktionen können zelluläre Schäden verursachen, die zur Beeinträchtigung der normalen Stoffwechselfunktionen beitragen.
- Beeinflussung des Darmmikrobioms: Künstliche Süßstoffe können das Gleichgewicht und die Funktion des Darmmikrobioms negativ beeinflussen. Eine Veränderung des Darmmikrobioms kann zu einer Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels führen.
- Stammzelldifferenzierung im Fettgewebe: Künstliche Süßstoffe könnten auch die Differenzierung von Stammzellen im Fettgewebe beeinflussen, was zu einer ungünstigen Fettverteilung und möglicherweise zu Stoffwechselstörungen führt.
Diese Mechanismen verdeutlichen die Komplexität der Auswirkungen künstlicher Süßstoffe auf den menschlichen Körper und unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um diese Zusammenhänge vollständig zu verstehen und entsprechende Ernährungsempfehlungen anzupassen.Die Praxisrelevanz dieser Erkenntnisse liegt indes auf der Hand: Die weitverbreitete Verwendung von künstlichen Süßstoffen in tausenden von Lebensmitteln und Getränken, die täglich von Millionen konsumiert werden, könnte langfristig gesundheitsschädliche Auswirkungen haben.
Warum rät die WHO von Süßstoffen zur Gewichtskontrolle ab?
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in einer neuen WHO-Richtlinie10, zuckerfreie Süßstoffe nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle einzusetzen. Laut der Richtlinie haben Süßstoffe nicht den gewünschten Effekt auf die Gewichtsabnahme und können sogar das Risiko für nichtübertragbare Krankheiten erhöhen. Dabei stützen sich die Aussagen unter anderem auf eine Studie, die untersuchte, ob künstliche Süßstoffe einen Einfluss auf die Gewichtsabnahme haben. Eine Meta-Analyse, veröffentlicht im British Medical Journal, kam zu dem Schluss, dass der Konsum von künstlichen Süßstoffen im Vergleich zu Zucker keinen signifikanten Vorteil bei der Gewichtsreduktion bietet.11 Eine andere Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift Obesity Reviews, ergab, dass der Verzehr von künstlichen Süßstoffen mit einem erhöhten Risiko für Gewichtszunahme, Adipositas und metabolische Störungen in Verbindung steht.12
WHO stuft Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ ein
Im Juni 2023 hat eine Arbeitsgruppe von 25 Wissenschaftlern aus 12 Ländern bei der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Neubewertung des künstlichen Süßstoffs Aspartam vorgenommen.13 Dabei wurde Aspartam in die Kategorie "möglicherweise krebserregend für den Menschen" (Gruppe 2B) eingestuft. Diese Klassifizierung basiert auf "begrenzten" Hinweisen auf Krebs beim Menschen, insbesondere hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs mit Leberzellkarzinomen. Auch die Evidenz aus Tierversuchen wurde als "begrenzt" eingestuft, ebenso wie die mechanistischen Daten.
Gleichzeitig mit der IARC-Bewertung führte der Gemeinsame FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) eine Risikobewertung von Aspartam durch.² Trotz der neuen Einstufung bestätigte JECFA die derzeitige akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) von bis zu 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Um diese Menge ins Verhältnis zu setzen: Ein Liter Cola light enthält bereits rund 130 Milligramm Aspartam.14 Die jüngsten Bewertungen unterstreichen die Notwendigkeit, den Konsum von künstlichen Süßstoffen kritisch zu hinterfragen. Obwohl Aspartam bezüglich des Krebsrisikos weiterhin innerhalb der festgelegten Grenzen als sicher gilt, könnten Verbraucher erwägen, ihren Konsum zu reduzieren und auf natürliche Süßungsmittel umzusteigen. Dies gilt insbesondere für Personen, die regelmäßig große Mengen aspartamhaltiger Produkte konsumieren.
Verschlimmert Aspartam womöglich Arterienverkalkung (Atherosklerose) durch insulinausgelöste Entzündung?
Künstliche Süßstoffe wie Aspartam (APM) stehen inzwischen auch im Verdacht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu fördern. Die aktuelle Studie „Sweetener aspartame aggravates atherosclerosis“ beleuchtet den molekularen Mechanismus, mit dem Aspartam die Entstehung von Atherosklerose verstärkt.15 Mäuse und non-human Primaten, die mit einer 0,15 %igen APM-Lösung gefüttert wurden, zeigten deutlich erhöhte Blutinsulinspiegel.
Abbildung 1: ScienceDirect: "Sweetener aspartame aggravates atherosclerosis through insulin-triggered inflammation"
Aspartam aktiviert über den Vagusnerv die Bauchspeicheldrüse, sodass deutlich mehr Insulin ins Blut gelangt. Das überschüssige Insulin bringt die Innenwand der Arterien dazu, einen Botenstoff namens CX3CL1 zu produzieren. Dieser lockt Abwehrzellen (Makrophagen) an.
Makrophagen bohren sich in die Gefäßwand, entzünden sie und schaffen mehr feste Ablagerungen. Die Arterie verengt sich – das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Bereits nach vier Wochen zeigten die Aspartam gefütterte Mäuse größere und zahlreichere atherosklerotische Läsionen. Fettdepots (Oil Red O) sowie immunhistologische Entzündungszellen häuften sich. Aspartam veränderte dabei weder Körpergewicht noch Fettmasse, Blutlipide oder Energieumsatz. Die Plaque-Exazerbation beruht also nicht auf metabolischer Dysregulation, sondern allein auf dem insulin CX3CL1 Signal.
Fazit: Gänzlich auf Süßmittel verzichten?
Aktuelle Studien legen nahe, dass der hohe Konsum von künstlichen Süßstoffen, wie Aspartam und Acesulfam, mit einem erhöhten Krebsrisiko, insbesondere für Brustkrebs, in Verbindung steht. Zudem zeigen Untersuchungen, dass Sucralose DNA-Schäden verursacht und genotoxisch wirkt. Auch die Darmgesundheit kann unter dem Konsum von künstlichen Süßstoffen leiden. Studien haben gezeigt, dass Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin und Sucralose negative Auswirkungen auf das Darmmikrobiom haben und das Hungergefühl manipulieren können, die langfristigen Folgen für die Gesundheit haben. Angesichts dieser Erkenntnisse raten wir, auf künstliche Süßmittel zu verzichten!
Viele wertvolle Informationen dazu finden Sie hier: Top 9 Zuckeralternativen: Für ein gesundes Leben mit Süße. Unsere Favoriten auf einen Blick!
Disclaimer:
Die in diesem Blog dargestellten Inhalte basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Studien und wurden sorgfältig recherchiert. Dennoch dienen sie ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine individuelle medizinische, ernährungswissenschaftliche oder therapeutische Beratung. Auch wenn wir uns auf neueste Erkenntnisse aus Fachliteratur und Studien beziehen, können sich wissenschaftliche Positionen im Zuge neuer Forschungsergebnisse ändern.
1Vgl. PLOS Medicine. "Sugar-sweetened beverages, artificially sweetened beverages, and cancer risk: Long-term observational studies." Verfügbar hier
2Vgl. „Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose: in vitro screening assays“ (Journal of Toxicology and Environmental Health, Mai 2023)
3„Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose: in vitro screening assays“ (Journal of Toxicology and Environmental Health, Mai 2023)
4Vgl. Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose: in vitro screening assays, Toxicol Environ Health B Crit Rev. 2023 May 29;1-35, hier
5 Vgl. Nature: Nature Metabolism: "Non-caloric sweetener effects on brain appetite regulation in individuals across varying body weights", hier
6Suez, J., Cohen, Y., Valdes-Mas, R., et al. (2022). Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance. Cell, 185(18), 3307–3328.e19. Hier
7Ruiz-Ojeda, F. J., Plaza-Díaz, J., Sáez-Lara, M. J., & Gil, A. (2021). Effects of Sweeteners on the Gut Microbiota: A Review of Experimental Studies and Clinical Trials. International Journal of Molecular Sciences, 22(10), 5228. Hier
8Chichger, H., Badr, S., & Adya, R. (2024). Effects of neotame on Caco-2 cell viability and E. coli and E. faecalis pathogenicity in an in vitro gut model. Frontiers in Nutrition, 10, 1366409. Hier
9Vgl. Deutsches Ärzteblatt. "Zuckerersatz und Insulinresistenz: Süßstoffe als Stoffwechselrisiko." Hier
10Vgl. WHO: "Use of non-sugar sweeteners: WHO guideline", hier
11Vgl. British Medical Journal. "Non-nutritive sweeteners and health outcomes: systematic review and meta-analyses of randomised and non-randomised controlled trials and observational studies." Hier
12Vgl. Obesity Reviews. "Consumption of low-calorie sweeteners and risk of overweight and obesity: a meta-analysis of prospective cohort studies." Hier
13Riboli, E., Beland, F. A., Lachenmeier, D. W., et al. (2023). Carcinogenicity of aspartame, methyleugenol, and isoeugenol. The Lancet Oncology, 24(8). Hier
14WHO. (2023). Aspartame hazard and risk assessment results released. Hier
15Vgl. ScienceDirect: "Sweetener aspartame aggravates atherosclerosis through insulin-triggered inflammation", hier
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