Welche Ergebnisse erzielte die Einnahme von Multivitamin-Präparaten in Rahmen einer Studie auf die Gedächtnisleistung?
Prof. Walter C. Willett, ein international renommierter Experte für Ernährungsmedizin von der Harvard Medical School, betont, dass eine tägliche Einnahme von Multivitaminen für die meisten Erwachsenen innerhalb der empfohlenen Dosierungen von Vorteil sein kann. Diese Aussage wird durch die jüngsten Ergebnisse einer Studie von Yeung und seinem Team (2023) im American Journal of Clinical Nutrition untermauert. Die Forschung fokussierte sich auf die Frage, inwiefern die regelmäßige Einnahme eines Multivitamin-Präparats die Gedächtnisleistung älterer Menschen verbessern kann. Mehr als 3500 Teilnehmer im Alter von über 60 Jahren wurden für die Studie rekrutiert. Zufällig wurden sie entweder einer Gruppe zugeteilt, die täglich ein Multivitamin-Präparat erhielt, oder einer Placebo-Gruppe. Über einen Zeitraum von 3 Jahren wurden die Teilnehmer regelmäßig neuropsychologischen Tests unterzogen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Diejenigen, die das Multivitamin-Präparat einnahmen, wiesen nach einem Jahr sowie über den gesamten Studienzeitraum von 3 Jahren hinweg eine signifikant verbesserte Gedächtnisleistung auf, gemessen am ModRey-Sofort-Erinnerungstest. Besonders bemerkenswert ist die Erkenntnis, die sich aus einer Querschnittsanalyse ableitet. Die Einnahme der Multivitamine stand in Zusammenhang mit einer Verzögerung der altersbedingten Veränderungen im Gedächtnis, was zu einer eindrucksvollen Steigerung der Gedächtnisleistung um etwa 3,1 Jahre führte.
Sind Multivitamin-Nahrungsergänzungsmittel eine Möglichkeit, um den Verlust der Gedächtnisleistung zu verlangsamen?
"Die meisten älteren Menschen sorgen sich um die natürlichen Veränderungen des Gedächtnisses, die mit dem Alter einhergehen", betont Studienautor Yeung von der Columbia University in New York. "Unsere Studie legt nahe, dass die regelmäßige Einnahme von Multivitaminen eine unkomplizierte und kostengünstige Möglichkeit für ältere Erwachsene sein könnte, den Verlust der Gedächtnisleistung zu verlangsamen." Ein interessanter Aspekt ist, dass die Zusammensetzung des verwendeten Multivitamin-Präparats nicht optimal war. Wesentliche Mineralstoffe wie Magnesium, das für Nerven und Psyche von großer Bedeutung ist, sowie Kalium, das Herz-Kreislauf- und Zellgesundheit fördert, waren nur in minimalen Mengen enthalten. Erstaunlicherweise enthielt das Präparat keinerlei Omega-3-Fettsäuren, die für die Gesundheit des Gehirns als essenziell gelten.
Unwissenschaftlicher Spiegel Artikel „Der Pillen-Schwindel“
Die Diskussion um Nahrungsergänzungsmittel und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit erfordert eine kritische Auseinandersetzung. Dies gilt auch im Kontext des Spiegel-Beitrags "Der Pillen-Schwindel"², der im Juni 2023 veröffentlicht wurde. Im Artikel wird behauptet, dass Nahrungsergänzungsmittel, einschließlich Multivitaminen, nur selten einen wirklichen Nutzen für die Gesundheit bieten und oft als irreführend betrachtet werden können. Diese Position steht jedoch im klaren Widerspruch zu zahlreichen wissenschaftlichen Studien, einschließlich der von Yeung und seinem Team. Der NEM e.V. (Nahrungsergänzungsmittel e.V.) hat auf den besagten Spiegel-Beitrag reagiert und eine detaillierte Stellungnahme³ veröffentlicht. In dieser wird betont, dass der Artikel nicht mit dem aktuellen Stand der Forschung übereinstimmt und den Sicherheits- und Wirksamkeitsbewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit widerspricht. „Leider mussten wir feststellen, dass dieser Beitrag unserer Ansicht nach die Sach- und Rechtslage völlig falsch wiedergibt. So wird fehlerhaft der Eindruck erweckt, dass es für Nahrungsergänzungsmittel einen rechtsfreien Raum gebe, in dem die Hersteller und Vertreiber Produkte vertreiben dürften, ohne rechtliche Vorgaben. Zunächst einmal ist festzustellen, dass wir uns grundsätzlich darüber einig sind, dass bei einer ausgewogenen abwechslungsreichen Ernährung für gesunde Verbraucher in der Regel eine ausreichende Nährstoffversorgung sichergestellt ist. Allerdings entspricht dies schlicht nicht der tatsächlichen Realität. Die Mehrzahl der Verbraucher ernährt sich leider nicht ausgewogen, abwechslungsreich und gesund. Deren Nahrungsaufnahme ist vielmehr durch hektisches Kantinenessen, Fast Food und unregelmäßige, ungesunde Mahlzeiten geprägt. Das Idealbild des Verbrauchers, der 3–5-mal am Tag Obst und Gemüse zu sich nimmt und keine schädlichen Lebensmittel verzehrt, ist eine schlichte Utopie.
…Verbraucher, die sich in besonderen physiologischen Bedingungen befinden und einen erhöhten Bedarf an Vitaminen/ Mineralstoffen aufweisen können zudem trotz normaler Ernährung einen zusätzlichen Bedarf an konzentrierten Vitaminen haben. Erst recht gilt dies für die Verbraucher, die sich nicht ausgewogen und abwechslungsreich ernähren. Basierend auf den wissenschaftlichen Bewertungen der EFSA hat der europäische Gesetzgeber mit der VO 432/2012/EG eine Vielzahl von wissenschaftlich nachgewiesenen Gesundheitswirkungen von Vitaminen und Mineralstoffen bestätigt und ausdrücklich erlaubt. Daraus lässt sich entnehmen, dass nahezu alle Vitamine und Mineralstoffe nach der ausführlichen Überprüfung der zuständigen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit einen nachgewiesenen Gesundheitsnutzen haben.“
Fazit: So setzen Sie Nahrungsergänzung gezielt ein
Gerade in Zeiten, in denen eine ausgewogene Ernährung nicht immer gewährleistet ist oder mit zunehmenden Alter, können Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvolle Option sein, um die Nährstoffversorgung zu optimieren. Aktuelle Studien verdeutlichen, dass sorgfältig ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel, einschließlich Multivitamin-Präparaten, eine Schlüsselrolle dabei spielen, die Gedächtnisleistung zu verbessern und Gesundheit und Wohlbefinden insgesamt zu stärken. Eine gute Orientierungshilfe über die Wirkung von Vitaminen und Mineralien bieten die Health Claims der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Hier finden Sie eine praktische Übersicht mit allen gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel und Nahrungsergänzungen, die laut EFSA einen wissenschaftlich belegten Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten.
Quellen:
¹Vgl. ScienceDirect: "Multivitamin Supplementation Improves Memory in Older Adults: A Randomized Clinical Trial", https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916523489046?dgcid=author&utm_campaign=newsletter-djw-juli-II-2023&utm_content=Multivitamin-Pr%C3%A4parat+verbessert+Ged%C3%A4chtnisleistung+um+mehr+als+3+Jahre+-+Spiegel-Beitrag+%E2%80%9EDer+Pillen-Schwindel%22+unwissenschaftlich&utm_medium=email&utm_source=ActiveCampaign, 2023
²Vgl. Spiegel: "Der Pillen-Schwindel", https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2023-23.html, Juni 2023
³Vgl. NEM e.V.: Stellungnahme Spiegel Nr. 23 vom 03.06.2023 Beitrag „Der Pillen-Schwindel“, https://nem-ev.de/wp-content/uploads/2023/06/Stellungnahme-zum-Beitrag-der-Pillen-Schwindel_Spiegel_-03.06.2023.pdf?utm_source=ActiveCampaign&utm_medium=email&utm_content=Multivitamin-Pr%C3%A4parat+verbessert+Ged%C3%A4chtnisleistung+um+mehr+als+3+Jahre+-+Spiegel-Beitrag+%E2%80%9EDer+Pillen-Schwindel%22+unwissenschaftlich&utm_campaign=newsletter-djw-juli-II-2023, Juni 2023
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Artikel wurde von uns ausschließlich zur Information verfasst und gibt Hinweise zu unterstützenden Maßnahmen, wie sie aktuell in der Medizin diskutiert werden. In jedem Fall sollten alle Maßnahmen mit dem behandelnden Arzt bzw. Therapeuten abgesprochen werden. Ein guter Allgemein- und Ernährungsstatus kann dem Organismus helfen, Erkrankungen vorzubeugen oder diese zu überwinden. Alle zu den Stoffen getroffenen Aussagen beschreiben Eigenschaften und physiologische Wirkungen, die bei Konsumenten natürlicherweise unterschiedlich ausfallen können und stellen keine Heil- oder Gesundheitsversprechen dar.
Was sagen Sie zu unserem Beitrag?
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht