Die Frage „Was kann ich essen?“ stellt Patienten mit Reizdarmsyndrom ebenso vor ein Rätsel wie oft auch ihre Therapeuten. Da die genauen Ursachen der Erkrankung unklar sind, lassen sich nur schwer Ernährungsempfehlungen ableiten. Für viele Betroffene heißt es daher „Learning-by-testing“. Interessanterweise lindern sich bei zahlreichen Patienten die Beschwerden, wenn sie eine glutenfreie Diät einhalten – obwohl eine Zöliakie vorab ausgeschlossen wurde. Gibt es also eine Glutenunverträglichkeit jenseits des Nachweises entsprechender Antikörper? Verschiedene Wissenschaftler zweifeln an der Schuld des Klebereiweißes und suchen nach anderen Übeltätern im Korn. Einen vielversprechenden Kandidaten fand die Arbeitsgruppe um Prof. Detlef Schuppan von der Uniklinik Mainz. Sie erkannte, dass das getreideeigene Abwehrprotein Alpha-Amylase/Trypsin Inhibitor (ATI) die Immunabwehr im Darm in Gang setzt und verschiedene Entzündungsbotenstoffe aktiviert – sowohl bei Patienten mit als auch bei Patienten ohne Zöliakie (1). ATI selbst schützt die Weizenpflanze und verwandte Getreidearten vor Schädlingen. Zugunsten der Resistenz und höherer Erträge enthalten moderne Weizensorten heutzutage weitaus höhere Mengen des Abwehrproteins.
Ein weiteres Indiz, dass für den züchtungsbedingt erhöhten ATI-Gehalt als Auslöser spricht, lieferten kürzlich auch italienische Wissenschaftler. Sie gaben zwei Gruppen von Reizdarmpatienten in einer doppelt-verblindeten Vergleichsstudie Getreideprodukte wie Brot, Nudeln und Kekse die entweder aus herkömmlichen Weizen oder aus der alten Weizensorte Kamut hergestellt wurden. Obwohl der Urweizen ebenfalls glutenhaltig ist, verbesserten sich die Beschwerden in dieser Gruppe innerhalb von 6 Wochen deutlich. Die Patienten wurden von weniger Schmerzen gequält, litten seltener an Blähungen und zeigten insgesamt mehr Lebhaftigkeit – ganz im Gegenteil zu den Patienten, die herkömmliche Weizenprodukte aßen. Ebenso verbesserte sich auch das Entzündungsprofil im Blut der Kamut-Gruppe (2).
Eine strenge glutenfreie Diät wäre für Reizdarmpatienten demnach unnötig. Vielmehr könnten sie zumindest testweise versuchen, ob die Verwendung von Urgetreiden wie Kamut, Emmer und Einkorn bzw. daraus hergestellter Produkte die Beschwerden bessert. Gleichzeitig wäre es denkbar, dass das Abwehrprotein ATI auch bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulzerosa, Morbus Crohn und Zöliakie eine Rolle spielt.
Quellen:
1) Junker Y et al.: Wheat amylase trypsin inhibitors drive intestinal inflammation via activation of toll-like receptor 4. J Exp Med; 209(13):2395-408: 2012 [Abstract]
2) Sofi F et al.: Effect of Triticum turgidum subsp. turanicum wheat on irritable bowel syndrome: a double-blinded randomised dietary intervention trial. Br J Nutr :1-8: 2014 [Abstract]
Mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus dem FET-Mitgliedernewsletter Februar 2014 > Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V. www.fet-ev.eu
Anmerkung der GesundheitsManufaktur-Redaktion:
Aus unserer Sicht stellen auch Stoffe wie z.B. Glyphosat im Getreide und im Kraftfutter der Tiere ein erhebliches Problem dar!
ARD-plusminus: Gefahr aus der Gartenspritze
Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V) fordert:
Die Bundesregierung muss den Einsatz von Glyphosat einschränken!
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