Allergieprävention: Müssen wir umdenken?

Ist das Meiden von allergenhaltigen Lebensmitteln in der Kindheit eventuell der falsche Weg, um gefährdete Kinder vor Allergien zu schützen?

Lebensmittelallergien belasten immer mehr Menschen. Um Kleinkindern mit erhöhtem Allergierisiko dieses Schicksal zu ersparen, raten Allergologen und Kinderärzte bislang, allergenreiche Lebensmittel möglichst lange vom kindlichen Speiseplan zu streichen. Doch offensichtlich sind wir mit dieser Präventionsmaßnahme auf dem Holzweg. Wie eine Studie aus Großbritannien nun überraschend ergab, bekommen Allergie-gefährdete Kinder, die bereits früh mit Erdnüssen in Kontakt kommen, seltener eine Erdnussallergie als diejenigen, die erdnusshaltige Lebensmittel meiden. Die Autoren wunderten sich lange Zeit, warum die Allergieform unter jüdischen Kindern in England 10-mal häufiger auftritt als in Israel, wo die Kinder bereits früh erdnusshaltige Speisen essen. Um ihre Beobachtung genauer zu untersuchen, wählten sie 640 Kleinkinder zwischen 4 und 12 Monaten aus, die aufgrund eines schweren Ekzems oder einer Hühnereiallergie mit dem Risiko behaftet waren, auch eine Erdnussallergie zu entwickeln. Ein Teil der Kinder sollte weiterhin auf erdnusshaltige Snacks verzichten, die anderen diese jedoch gezielt essen. Die Ergebnisse nach 5 Jahren stellten nun die gängigen Präventionsempfehlungen infrage: Etwa jedes siebte Kind in der „Verzicht“-Gruppe litt an einer Erdnussallergie, in der „Verzehr“-Gruppe nur etwa zwei von hundert. Unter den Kindern, die zu Studienbeginn im Hauttest bereits Anzeichen für eine Reaktion auf Erdnüsse zeigten, entwickelte sich bei jedem Dritten, der die Hülsenfrucht mied, eine Allergie. Unter denen, die diese aßen, nur bei jedem Zehnten. Somit reduzierte der frühzeitige Erdnusskonsum das Allergierisiko um mehr als 80 Prozent. Bestärkt durch das Ergebnis, wollen die Wissenschaftler nun weitere Beweise sammeln, die eine Umkehr der bisherigen Präventionsempfehlungen untermauern.

Quelle: Du Toit G et al: Randomized trial of peanut consumption in infants at risk for peanut allergy. N Engl J Med; 372(9):803-13: 2015 [Abstract]

 

* Mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus dem FET-Mitgliedernewsletter Mai 2015 > Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.  www.fet-ev.eu 

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