Wichtige Studien zu Mikroplastik in Lebensmitteln, im Wasser und in der Luft

Lange Zeit wurde die Wirkung von Mikroplastik in unserem Körper verharmlost, mit dem Hinweis darauf, dass noch unklar ist, was die winzigen Plastikteilchen bewirken. Globale Studien aus Kanada, des WWF und CVUA-MEL - Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe machen das Problem jetzt erschreckend deutlich.¹ Dr.Tamara Grummt vom Umweltbundesamt und ihr Team haben sich in Studien mit der Wirkung von Mikroplastik auseinandergesetzt und belegen die weitreichenden Effekte auf den menschlichen Organismus.²

Tägliche Aufnahme von winzigen Plastikteilchen

Wissenschaftler in Kanada veröffentlichten im „Environmental Science and Technology“ eine Studie, die die Verunreinigung mit Mikroplastik sowie die Ess- und Lebensgewohnheiten von amerikanischen Bürgern miteinander verglich. Dazu untersuchten Kieran D. Cox und seine Kolegen knapp 30 Studien zum Mikroplastikgehalt von Fischen aber auch in unserem Salz, Zucker, Honig oder in Alkohol sowie in der Atmosphäre der täglichen Luft – mit klaren Erkenntnissen.³

Das Ergebnis: In Abhängigkeit der Lebensgewohnheiten kann ein Erwachsener, der regelmäßig Wasser aus Plastikflaschen konsumiert auf 212.000 Partikel pro Jahr kommen.⁴ Das bedeutet, dass diese Menschen allein durch den Genuss von Wasser aus Plastikflaschen 90.000 Partikel pro Jahr mehr zu sich nehmen, als Menschen die z.B. Leitungswasser trinken. Diese nehmen über das Leitungswasser „nur“ rund 4000 Teilchen pro Jahr zusätzlich auf.⁵

Allerdings ist über die täglichen Mengen an Mikroplastik, die wir zum Beispiel in Deutschland über das Trinkwasser konsumieren, kaum etwas bekannt, denn es mangelt an geeigneten Messverfahren. Weiterführende Informationen dazu finden Sie auch in unserem Blogartikel: Neue Erkenntnisse zur Belastung unseres Trinkwassers durch Nanopartikel. 

Das CVUA-MEL, Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe, untersuchte unter anderem den Gehalt an Mikroplastik in Mineralwasser. Dabei wurden 38 Mineralwässer in Einweg- und Mehrweg-PET-Flaschen, in Glasflaschen und in Getränkepackungen in Deutschland analysiert. In allen Verpackungsarten wurde Mikroplastik im kleinen (50-500 µm) und sehr kleinen (1-50 µm) Größenbereich entdeckt. Ca. 80 % aller identifizierten Partikel gehörten dem kleinsten untersuchten Größenbereich von 5-20 µm an.⁶

                                                                             Mikroplastik_Flaschentypen_Untersuchung


Quelle: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe, Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und Kosmetika,
https://ars.els-cdn.com/content/image/1-s2.0-S0043135417309272-fx1_lrg.jpg, 2018

 

Besonders alarmierend ist die Aufnahme von Mikroplastik über die Luft, aus der ein Drittel der Partikel kommen! Ein Erwachsener kann jährlich allein rund 52.000 Partikel über die Luft einatmen.⁷

„Der überwiegende Teil (98 Prozent) der Emissionen von Mikroplastikpartikeln in die Umwelt entsteht durch Aktivitäten an Land. Ist Mikroplastik einmal unkontrolliert in der Umwelt, kann es durch Wind, Flüsse, Meer, Regenwasser, Überschwemmungen und Abwasserentsorgung über große Distanzen transportiert werden und daher schnell und einfach an verschiedenste Orte gelangen.“⁸

Das Faktenblatt des WWF zu Mikroplastik zeigt, dass die Einträge von Mikroplastik auch in der Luft vom Abrieb von Reifen, aus Emissionen bei der Abfallentsorgung, durch Abrieb von Polymeren und Bitumen aus Asphalt und vielen weiteren Quellen stammen.⁹ Diese verschmutzte Luft gelangt beim Öffnen von Fenstern von draußen auch in unsere Innenräume. Mit speziellen Luftfiltern kann diese Luft durch mehrere Filtrationsstufen gereinigt werden. 

Umgerechnet konsumieren wir 1 Kreditkarte pro Woche!

Die aktuelle WWF Studie belegt die Aufnahme von bis zu 5 Gramm Mikroplastik in der Woche pro Erwachsenen. Der WWF Hamburg macht damit noch einmal deutlich, dass es sich hier in etwa um das Gewicht einer Kreditkarte handelt!¹⁰

Um sich das einmal im Detail vor Augen zu führen, gibt es hier ein WWF Video dazu:

Aktueller Umgang mit dem Problem Mikroplastik - Globale Recycling Lüge

Ein Viertel des Plastikmülls wird in Europa produziert – mit Deutschland als der größten Exportnation – und diese Massen an Kunststoffen, die anfallen, gelangen natürlich, wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, potenziell auch in die Umwelt. Man geht davon aus, dass bis zu zehn Millionen Tonnen Kunststoffe jedes Jahr in die Meere eingetragen werden.”¹¹

220 Kilo Verpackungsmüll produziert allein jeder Deutsche im Jahr. Meist ohne schlechtes Gewissen, denn es wird doch vermeintlich alles recycelt. Frontal 21 und die Wirtschaftswoche haben recherchiert und aufgedeckt, dass auf Müllkippen in Malaysia tonnenweise Abfälle aus Deutschland lagern. Das Problem: Ausgeführte Plastikabfälle gehen automatisch in die Recyclingquote ein und Recycling wird als Rechentrick genutzt. Mit weitreichenden Folgen, wie dieser Videoclip deutlich macht:

Länder wie China haben auf diese dramatische Entwicklung reagiert. Bislang hat China mehr für Kunststoffstoffabfälle bezahlt, als deutsche Recyclingfirmen. Jüngst wurden jedoch beim Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas Umweltfragen diskutiert, die einen sofortigen Stopp von Abfallimporten, vor allem von Verpackungsmüll zur Folge hatten. Die genauen Zusammenhänge werden in folgendem Video erklärt:


Die weitreichenden Effekte von Mikroplastik auf unseren Organismus

Studienergebnisse wie die von Dr.Tamara Grummt (UBA) und Prof. Dr. Angela Köhler machen die weitreichenden Folgen auf unsere Gesundheit bereits heute mehr als deutlich. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann durch Untersuchungen am Lebendzellmikroskop gezeigt werden, dass Mikroplastikpartikel einen unmittelbaren Effekt auf die humanen Zelllinien ausüben. Es können zwei Wirkungen beschrieben werden: 1. Die Partikel lagern zwischen den Zellen oder lagern sich an deren Oberflächen. Dies führt zur starken Beeinflussung der Zellen. Das ist nicht nur optisch sichtbar, sondern auch eine Ausschüttung von Entzündungsparametern ist messbar. Entzündungsprozesse sind in vielen Fällen bei Anhalten der Exposition in die Entwicklung von chronischen Krankheiten involviert. 2. Weiterhin konnte beobachtet werden, dass die Partikel in die Zellen eindringen können“ . Dr.Tamara Grummt belegt unter anderem, dass „als eine Wirkung der Mikroplastikpartikel entzündliche Prozesse (Zytokine) zu erwarten sind, die dann bei anhaltender Exposition zu adversen Effekten führen können, wie z. B. Krebs.“¹³

Weitere Effekte durch Mikroplastik, die an Tierversuchen nachgewiesen werden konnten:

  • Beeinflussung des endokrinen Systems (Hormonsystem)
  • Plastik absorbiert organische Schadstoffe (Darm!)
  • geringerer Fortpflanzungserfolg
  • erhöhte Entzündungsprozesse
  • Generation wird kleiner
  • erhöhter Fraßdruck

Prof. Dr. Angela Köhler, Biologin Alfred Wegener Institut, Helmholtz fasst passend dazu zusammen: "Wir haben den Verdacht, dass je kleiner die Partikel sind, desto gefährlicher sind sie möglicherweise für den Organismus. Weil sie in die Zellen selbst aufgenommen werden können.“¹⁴

Prof. Dr. Gerd Liebezeit von der Carlvon-Ossietzky-Universität Oldenburg warnt davor, dass es bis heute keinerlei Stellungnahme der Bundesanstalt für Risikobewertung zur Mikroplastik Auswirkung gibt: “Die Bundesanstalt für Risikobewertung hat bei einer Veranstaltung in Berlin sehr deutlich gesagt, dass man das noch für zu früh hält, um irgendwelche Abschätzungen abzugeben über die mögliche Gesundheitsgefährdung. Nun ist das ein bisschen ein verqueres Argument. Wenn man keinem das Geld gibt, die Gesundheitsgefährdung abzuschätzen, dann kann man natürlich auch keine Aussagen darüber machen, ob es gesundheitsgefährdend ist. Statt zu sagen, ich gebe jetzt mal ein paar 1.000 Euro aus, das ist wirklich nicht viel, lass diese Partikel in der Luft sammeln und gucke mir an, wie die Schadstoffbelastung ist, dann kann ich was dazu sagen, ob das gefährlich ist oder nicht. Das finde ich also von der Politik her einfach ein falsches Verhalten.”¹⁵



Was kann nun jeder für sich und die Umwelt tun? Ein paar Beispiele!

♥ Versuche Plastikmüll zu vermeiden

  • Gutes Obst und Gemüse wird an vielen Stellen auch ohne Plastikverpackung angeboten
  • Sag ,,nein" zum Strohhalm im Cafe oder Restaurant
  • Krimskrams oder wirklich wichtig? Einfach mal ehrlich hinterfragen ..

♥ Kleidung & Co bewusst leben

  • Second Hand Klamotten sind der absolute Trend!
  • Spielsachen müssen nicht neu gekauft oder frühzeitig weggeschmissen werden! Tauschen, gaupeln, Freude bereiten ...
  • Weniger oder gar keine synthetische Kleidung (Polyester, Mikrofasern) - und wenn doch, dann nutze gern den GUPPYFRIEND Waschbeutel , der schont gleichzeitig auch deine Kleidung ;)

♥  beim Spaziergang nebenbei störenden Müll aufsammeln 
♥  Pflegeprodukte oder Kosmetika mit Mikroplastik ablehnen
♥  auch mal öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad nutzen
♥  hochwertige mehrstufige Wasser- und Luftfilter für zu Hause
♥  lass deine Lebensmittel nicht so lange offen rumliegen, denn Mikroplastik aus der Luft setzt sich ab und wird von dir mitgegessen.

 

!LESETIPP!   MIKROFASERN - Gefahr aus dem Kleiderschrank (Beitrag von Greenpeace)

 

Quellen:

[1] Vgl. Environmental Science and Technology: Human Consumption of Microplastics, Kieran D. Cox,Garth A. Covernton, Hailey L. Davies, John F. Dower, Francis Juanes and Sarah E. Dudas 2019, Juni 2019, ZDF WWF Studie zu Mikroplastik, https://www.zdf.de/nachrichten/heute/wwf-studie-zu-mikroplastik-jeder-isst-kreditkarte-pro-woche-100.html, 2019, CVUA-MEL: "Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und Kosmetika", https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0043135417309272, Stand 2018
[2] Vgl. BfR, Bundesinstitut für Risikobewertung: "Fortbildung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2018,  Marcus Gast, Dr. Tamara Grummt  S. 59-62
[3] Vgl. Environmental Science and Technology: Human Consumption of Microplastics, Kieran D. Cox,Garth A. Covernton, Hailey L. Davies, John F. Dower, Francis Juanes and Sarah E. Dudas 2019
[4] Vgl. Ökotest, Mikroplastik-Studie: Erwachsene nehmen jährlich bis zu 212.000 Partikel auf, Juni 2019
[5] NTV Wissen, Lieber nicht aus Kunststoffflaschen trinken?, https://www.n-tv.de/wissen/Lieber-nicht-aus-Kunststoffflaschen-trinken-article21070497.html, 2019
[6] CVUA-MEL: "Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und Kosmetika", https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika, Stand 2018
[7] Vgl. Environmental Science and Technology: Human Consumption of Microplastics, Kieran D. Cox,Garth A. Covernton, Hailey L. Davies, John F. Dower, Francis Juanes and Sarah E. Dudas 2019
[8] WWF: Faktenblatt Mikroplastik und WWF-Report, https://mobil.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Faktenblatt-Mikroplastik.pdf, Seite 6 f. >> https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Report_Mediterranean_Stop_The_Flood_of_Plastic.pdf, 2019
[9] Vgl. WWF: Faktenblatt Mikroplastik und WWF-Report, https://mobil.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Faktenblatt-Mikroplastik.pdf  >> https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF Report_Mediterranean_Stop_The_Flood_of_Plastic.pdf, 2019
[10] Vgl. WWF-Studie zu Mikroplastik - Jeder isst Kreditkarte pro Woche >>> https://www.zdf.de/nachrichten/heute/wwf-studie-zu-mikroplastik-jeder-isst-kreditkarte-pro-woche-100.html, 2019
[11] Unser Planet: Mikroplastik – Jetzt auch in Bier und Honig!, Stefanie Werner, Umweltbundesamt, https://unserplanet.net/mikroplastik/ 2018
[12] BfR, Bundesinstitut für Risikobewertung: "Fortbildung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2018, Dr. Tamara Grummt  S. 62
[13] BfR, Bundesinstitut für Risikobewertung: "Fortbildung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2018, Dr. Tamara Grummt  S. 61
[14] NDR: "Mikroplastik weiter in Kosmetik" https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Gefaehrliches-Mikroplastik-tatenlose-Industrie,mikroplastik242.html, 2016
[15] Unser Planet: Mikroplastik – Jetzt auch in Bier und Honig!, Gerd Liebezeit, Umweltbundesamt, https://unserplanet.net/mikroplastik/ 2018

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