Studienlage Zucker: So schadet falscher Zucker unserer Gesundheit!

Studienlage Zucker:
So schadet falscher Zucker unserer Gesundheit!

Aktuelle Studien verdeutlichen die weitreichenden Gefahren von hohem Zuckerkonsum. Eine Untersuchung der Universität in Minnesota, USA, zeigt u. a. den negativen Effekt von zugeführtem Zucker auf die Bildung von Fettgewebe. Sie belegt, dass eine langfristige Zuckerzufuhr, u. a. über gesüßte Getränke, zu einem erhöhten Anteil an Fett um das Herz aber auch zu einer vermehrten Fettbildung am Bauch sowie in der Unterhaut führt. Eine weitere Studie der Universität Zürich, unter Leitung von PD Dr. med. Philipp Gerber, belegte jüngst, dass bereits moderate Zuckermengen die körpereigene Fettsynthese in unserer Leber erhöhen und dabei Frucht- sowie Haushaltszucker für eine Verdopplung der Fettproduktion sorgen. Gesundheitliche Auswirkungen wie eine Fettleber oder Diabetes können dadurch begünstigt werden. Eine aktuelle Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin Nature publiziert wurden, verdeutlich die Gefahren von Fructose auf unsere Gesundheit durch eine Verlängerung der Darmzotten, die Fettleibigkeit und Darmkrebs begünstigt. Weitere Untersuchungen decken einen Zusammenhang von Zucker u. a. mit Depressionen und Hirnerkrankungen auf.

Studie der Universität in Minnesota / USA


Die im European Journal of Preventive Cardiology veröffentlichte Untersuchung <<Added sugar intake is associated with pericardial adipose tissue volume>> von So-Yun Yi (Abteilung für Epidemiologie und Community Health, Universität von Minnesota Bereich öffentliche Gesundheit) sowie sein Expertenteam beschäftigt sich mit dem Einfluss von Zucker auf den Anteil des Fettgewebes in unserem Körper.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Untersucht wurde die Nahrungsaufnahme von 3070 Teilnehmern im Alter von 18-30 Jahren (die bei Studienbeginn im Allgemeinen gesund waren) über einen Zeitraum von 25 Jahren. Anhand einer Computertomographie Untersuchung konnte hier die Entwicklung des Fettgewebes um das Herz, am Bauch sowie in der Unterhaut beobachtet werden. Dabei wurde der zugeführte Zucker mit der Bildung von vermehrtem Fett in einer allgemeine lineare Regressionsanalyse bewertet.

Welche Effekte hat eine regelmäßige Zuckerzufuhrt auf die Fettbildung?

Die Langzeitstudie zeigt, dass die Teilnehmer, die regelmäßig Zucker, u. a. in zuckergesüßten Getränken, zu sich nahmen, erhöhte Anteile an Fett im Bereich des Gewebes um das Herz aber auch in der Unterhaut und am Bauch aufwiesen. Da derartige Fettdepots mit einem höheren Krankheitsrisiko assoziiert werden, empfehlen die Experten in der Schlussfolgerung ihrer Studie eine deutliche Begrenzung der Aufnahme von zugesetztem Zucker und zuckergesüßten Getränken.

Studie der Universität Zürich

Die im Journal of Hepatology lancierte Studie <<Fructose- and sucrose- but not glucose-sweetened beverages promote hepatic de novo lipogenesis: A randomized controlled trial>> von PD Dr. med. Philipp Gerber (Klinischer Leiter Endokrinologie Adipositas Zentrum Zürich, Leitender Arzt Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung) sowie seinen Fachkollegen fokussierte sich auf die Frage, welche Effekte Frucht- sowie Haushaltszucker auf den Fettstoffwechsel von gesunden Männern nehmen.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

94 Probanden nahmen an einer doppelblinden, randomisierten Studie teil, bei der der tägliche Verzehr von zuckergesüßten Getränken mit Mengen an Fructose, Saccharose (Fructose-Glucose-Disaccharid) oder Glukose (80g/Tag) erfolgte. Dabei wurde die metabolische Wirkung des täglichen zuckergesüßten Getränkekonsums für mehrere Wochen bei gesunden, schlanken Männern untersucht.

Welchen Einfluss hat bereits ein mäßiger Zuckerkonsum auf unsere Fettproduktion?

Lebensmittel, wie gesüßte Getränke mit einem hohen Zuckeranteil, erhöhen langfristig die Fettproduktion in unserer Leber. Dies belegt eine Studie der Universität Zürich (UZH) sowie des Universitätsspitals Zürich (USZ). Anders als vorangegangene Forschungsergebnisse zeigen die Experten in ihren Untersuchungen, das bereits 80 g Zucker jeden Tag, dieser Anteil ist bereits in 8 Deziliter Softgetränk enthalten, einen enormen Einfluss auf die Produktion von Fett in der Leber haben. Dabei wird deutlich, dass die Überproduktion über einen langen Zeitraum anhalten kann, auch wenn bereits weniger Zucker konsumiert wird.

Welche Rolle spielen Frucht- sowie Haushaltszucker bei der Fettsynthese?

Die Forscher um Studienleiter Philipp Gerber konnten nachweisen, dass die Fettsynthese in der Leber bei Fruchtzucker Konsum doppelt so hoch ist, wie bei der Zufuhr von Traubenzucker. Noch stärker wirkte sich der Konsum von Haushaltszucker auf die Fettproduktion aus. Diesen Effekt konnten die Experten auch noch nach mehr als 12 Stunden nach Konsum belegen.

Welche Auswirkungen hat dieser Effekt auf unsere Gesundheit?

Mediziner wissen, dass eine erhöhte Produktion von Fett in unserer Leber Krankheiten wie eine Fettleber oder Diabetes Typ 2 fördert. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt hier eine tägliche Zuckeraufnahme auf 50 g bzw. 25 g zu reduzieren.

Philipp Gerber betont in diesem Zusammenhang: ”Unsere Resultate sind ein entscheidender Schritt in der Erforschung der schädlichen Wirkungen von zugesetztem Zucker und werden für zukünftige Ernährungsempfehlungen sehr bedeutend sein.”

Studie der Universität in New York

Studienergebnisse aus den USA untersuchten mögliche Auswirkungen eines hohen Konsums von Fruchtzucker auf Fettleibigkeit und Darmkrebs im Verdauungstrakt bei Mäusen. Leiter der Studie Marcus Goncalves betont zunächst: „Fruktose selbst ist nicht schädlich. Es ist ein Problem des Überkonsums. Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, so viel davon zu essen, wie wir es tun“

Das Problem dabei, Fructose wird in unserem Organismus besonders einfach in Fett verwandelt. Mit einem hohen Konsum an Fructose bringen die Forscher aus diesem Grund Fettleibigkeit und die Entstehung bestimmter Krebsformen in Zusammenhang. Die Ursache dafür liegt in der Auswirkung einer fruktosehaltigen Ernährung auf die Darmzotten.

Dabei handelt es sich um Ausstülpungen in Fingerform die im Inneren des Dünndarms zu finden sind. Sie dienen dazu die Darmoberfläche zu erweitern und so mehr Nährstoffe aus der täglichen Ernährung herausfiltern. Ein hoher Anteil an Maissirup der den Mäusen gefüttert wurde, sorgte für eine Verlängerung der Darmzotten um 25 - 40%. Dies wirkte sich auf den Stoffwechsel und auf die Leistungsfähigkeit der Tiere aus.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass selbst bei einer fettreichen Ernährung nur die Mäuse an Fettleibigkeit und verlängerten Darmzotten litten, die Fructose erhalten hatten. Der Auslöser findet sich in der Verstoffwechslung von Fructose, der bereits in der Schleimhaut des Dünndarms beginnt.

Bildquelle: © Scientific Animations (www.scientificanimations.com) / CC BY-SA 4.0

Gut zu wissen ist in diesem Zusammenhang: Isoglucose (Gemisch aus Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose)) ist häufig in Softdrinks versteckt. In der Zutatenliste finden Verbraucher diese wenig gesundheitsförderne Mischung nur unter den Namen Fruktose-Sirup , Fruktose-Glukose-Sirup oder Maissirup.

Studie Universitätsklinikum Tübingen

Dr. Anika Knüppel und Ihr Team des „Department of Epidemiology and Public Health, University College“ in London setzen sich mit dem Konsum von Zucker aus süßen Lebensmitteln und Getränken und möglichen Zusammenhängen mit allgemeinen psychischen Störungen und Depressionen auseinander. In den Analysen hatten beispielsweise Männer durch einen hohen Zuckerkonsum aus süßen Lebensmitteln/Getränken eine um 23 % erhöhte Wahrscheinlichkeit, nach 5 Jahren an einer psychischen Störung zu erkranken , unabhängig vom sonstigen Gesundheitsverhalten, soziodemografischen und ernährungsbezogenen Faktoren, Adipositas und anderen Krankheiten. Die Wahrscheinlichkeit, erneut an einer Depression zu erkranken, war bei hohen Zuckerkonsum für beide Geschlechter erhöht.

Studie Universitätsklinikum Tübingen

Eine in der Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) veröffentlichte Studie von Dr. Thorsten Schmidt vom Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik des Universitätsklinikums Tübingen und seinen Fachkollegen konnte zeigen, dass sich der Zuckerkonsum auch in ganz anderen Bereichen unseres Körpers negativ auswirken kann.

In Ihrer Untersuchung konnten Sie den Zusammenhang zwischen dem zellulären Mechanismus, durch den Zuckermoleküle an Eiweiß gekoppelt werden und dem Verlauf einer Hirnerkrankung belegen. Dr. Thorsten Schmidt beschreibt das Ergebnis: „Wir konnten nachweisen, dass diese Zuckersignale in direktem Zusammenhang mit Erkrankungsprozessen im Gehirn stehen, indem wir das dafür verantwortliche Enzym im Körper direkt beeinflussten.“
Wie sich mit Hilfe der Ernährung aber auch den passenden Wirkstoffen negative Zuckersignale und damit auch Erkrankungen des Hirns reduzieren lassen, soll Inhalt weiterer Forschungen sein.

Gibt es gesunde Zuckeralternativen?

Ja, der Markt hält heute zahlreiche, alternative Zucker bereits. Diese dienen nicht nur als gesunde Energiequelle, sondern haben im Idealfall kaum einen Einfluss auf unseren Blutzuckerspiegel und beugen auch Problemstellungen wie Karies vor. Folgende Grafik bietet einen ersten Überblick:

Weiterführende Informationen und die passenden Details finden Sie in unseren folgenden Blogbeiträgen:

Video zum Thema Zucker und Zuckerersatz - Fit mit Zucker? Gibt es gesunde Zucker?

 

 

Quellen

Vgl. So-Yun Yi, Lyn M Steffen, James G Terry, David R Jacobs, Jr, Daniel Duprez, Brian T Steffen, Xia Zhou, James M Shikany, Lisa Harnack, John J Carr: "Added sugar intake is associated with pericardial adipose tissue volume", 2020, https://doi.org/10.1177/2047487320931303
Vgl. Bettina Geidl-Flueck, Michel Hochuli, Ágota Németh, Anita Eberl, Nina Derron, Harald C. Köfeler, Luc Tappy, Kaspar Berneis, Giatgen A. Spinas, Philipp A. Gerber. “Fructose- and sucrose- but not glucose-sweetened beverages promote hepatic de novo lipogenesis: A randomized controlled trial. Journal of Hepatology”. 5 March 2021,. https://doi.org/10.1016/j.jhep.2021.02.027
Vgl. Taylor, S.R. et al. (2021): Dietary fructose improves intestinal cell survival and nutrient absorption. In: Nature, (18. August 2021), doi: 10.1038/s41586-021-03827-2
Vgl. scienrific reports: "Sugar intake from sweet food and beverages, common mental disorder and depression: prospective findings from the Whitehall II study", https://www.nature.com/articles/s41598-017-05649-7, 2017
Vgl. Fachzeitschrift PNAS: "Pathophysiological interplay between O-GlcNAc transferase and the Machado–Joseph disease protein ataxin-3", https://www.pnas.org/content/118/47/e2025810118, 2021
Vgl. Taylor, S.R. et al. (2021): Dietary fructose improves intestinal cell survival and nutrient absorption. In: Nature, (18. August 2021), doi: 10.1038/s41586-021-03827-2
Vgl. Vgl. Fachzeitschrift PNAS: "Pathophysiological interplay between O-GlcNAc transferase and the Machado–Joseph disease protein ataxin-3", https://www.pnas.org/content/118/47/e2025810118, 2021

Rechtlicher Hinweis:

Dieser Artikel wurde von uns ausschließlich zur Information verfasst und gibt Hinweise zu unterstützenden Maßnahmen, wie sie aktuell in der Medizin diskutiert werden. In jedem Fall sollten alle Maßnahmen mit dem behandelnden Arzt bzw. Therapeuten abgesprochen werden. Ein guter Allgemein- und Ernährungsstatus kann dem Organismus helfen, Erkrankungen vorzubeugen oder diese zu überwinden. Alle zu den Stoffen getroffenen Aussagen beschreiben Eigenschaften und physiologische Wirkungen, die bei Konsumenten natürlicherweise unterschiedlich ausfallen können und stellen keine Heil- oder Gesundheitsversprechen dar.

 

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