Nicht jeder Patient mit einem BMI jenseits der 30 kg/m2 weist auffällige Blutwerte oder einen erhöhten Blutdruck auf. Auf den ersten Blick scheint kein Handlungsbedarf zu bestehen, solange die Betroffenen sich in ihrer Haut wohlfühlen. Doch viele Therapeuten trauen dem metabolischen Frieden nicht. Kann es sie wirklich geben - die gesunden Übergewichtigen? Oder ist es vielmehr nur eine Frage der Zeit, bis auch ihr Stoffwechsel aus den Fugen gerät? Diese Frage stellten sich Diabetologen des Mount Sinai Hospitals in Toronto. Zur Klärung durchleuchteten sie 8 Studien mit insgesamt über 60.000 Patienten, die Angaben zu BMI, klinischen Werten, kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen lieferten. Betrachteten die Wissenschaftler nur die nächsten 10 Jahre, unterschied sich das Risikoprofil der stoffwechsel-unauffälligen Adipösen nicht von dem gesunder Normalgewichtiger. Richtet sich der Blick jedoch weiter in die Zukunft, erhöhte sich auch bei adipösen Patienten ohne hohen Blutdruck, Blutzucker oder auffällige Blutfettwerte das Sterblichkeitsrisiko. Den gesunden Übergewichtigen gibt es für die Autoren demnach nicht. Auch wenn keine auffälligen klinischen Werte vorliegen, lohnt es sich in jedem Fall, seine Lebensgewohnheiten zu überdenken. Führten diese bereits zu deutlichem Übergewicht, ist es nicht auszuschließen, dass Stoffwechselentgleisungen folgen. Ärzte und Therapeuten sollten bei Adipositas immer zu mehr Alltagsbewegung und einer einer veränderten Ernährungsweise motivieren, so der Rat der Autoren. Nichts desto trotz sind klinisch unauffällige Adipöse im Vergleich zu Patienten mit erhöhten Blutwerten bzw. Bluthochdruck weniger gefährdet.
Quelle: Kramer CK et al.: Are Metabolically Healthy Overweight and Obesity Benign Conditions?: A Systematic Review and Meta-analysis. Ann Intern Med; 159(11):758-69: 2013 [Abstract]
Mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus dem FET-Mitgliedernewsletter Dezember 2013 > Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V. www.fet-ev.eu
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