Krebstherapie - Erhalten wir Unterstützung aus dem Darm?

Erste Erkenntnisse aus Tierversuchen deuten darauf hin, dass Darmbakterien das Immunsystem auf die Abwehr von Tumorzellen trainieren. Die körpereigene Abwehr ist unter normalen Umständen in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und zu eliminieren. Entwickeln sich diese zu Krebszellen weiter, verändern sie meist deren unmittelbare Umgebung und schützen sich vor dem Angriff durch Immunzellen.

Um das Immunsystem für den Kampf gegen Krebs zu stärken, erproben Wissenschaftler seit längerem eine neuartige Immuntherapie mit sogenannten CpG-Oligonukleotiden (1). Diese aktivieren Immunzellen und lösen Entzündungsreaktionen aus, in deren Feuer auch Krebszellen Schaden nehmen. Amerikanische Wissenschaftler entdeckten nun, dass die Wirksamkeit dieses vielversprechenden Therapieansatzes stark von einer intakten Darmflora abhängt. Sowohl steril aufgezogene wie auch mit Antibiotika behandelte Mäuse sprachen kaum mehr auf die Immuntherapie an. Ohne die entsprechenden Darmbakterien fiel die Bildung von Botenstoffen wie Tumornekrosefaktor und damit die Immunantwort nur minimal aus. Interessanterweise versagte bei Mäusen mit gestörter Darmflora auch die Behandlung mit dem gängigen Zytostatikum Oxaliplatin. Dieses hemmt die Zellteilung, indem es Komplexe mit der DNA bildet und so das Ablesen verhindert. Warum eine mangelnde Darmbesiedlung diesen Prozess beeinträchtigt, ist noch schleierhaft.

Eine ähnliche Wechselwirkung fanden französische Wissenschaftler auch für das Zytostatikum Cyclophosphamid, das ebenfalls auf eine Schädigung des tumoralen Erbguts abzielt (2). Als Nebenwirkung der Therapie treten häufig Entzündungen der Schleimhäute auf. Wie die Wissenschaftler nun bei Mäusen beobachteten, gelangen Darmbakterien über die geschädigte Barriere in den Körper und setzen sich in sekundären Lymphorganen wie Lymphknoten, Mandeln und Milz ab. Das gibt den Startschuss für eine Immunantwort, die sich neben den Bakterien verstärkt gegen die Krebszellen richtet. Auch in diesen Experimenten belegte der Gegenversuch mit keimfrei aufgewachsenen bzw. antibiotika-behandelten Mäusen, dass die Darmflora maßgeblich an der Wirksamkeit des Chemotherapeutikums beteiligt ist.

Wie bei allen Tierversuchen lassen sich die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen projizieren. Zukünftige Untersuchungen müssen die Übertragbarkeit erst bestätigen und die verantwortlichen Bakterienstämme identifizieren. Eine gezielte Unterstützung der Krebstherapie mit entsprechenden Probiotika ist noch ferne Zukunftsmusik. Dennoch werfen die neuen Erkenntnisse ein völlig neues Licht auf den Wirkmechanismus der beiden Zytostatika. Zudem stellt sich die Frage, ob sich die Erforschung zukünftiger Therapieansätze nicht intensiver auf die Stärkung der körpereigenen Abwehrsysteme fokussieren sollte. Bis dahin empfiehlt es sich für Krebspatienten, soweit es die Nebenwirkungen der Therapie zulassen, die Darmflora durch pro- und präbiotisch wirksame Nahrungsmittel zu unterstützen und auf zucker- sowie zusatzstoffreiche Produkte weitgehend zu verzichten.

Quellen:
1) Iida N et al.: Commensal bacteria control cancer response to therapy by modulating the tumor microenvironment. Science; 342(6161): 2013 [Abstract]
2) Viaud S et al.: The intestinal microbiota modulates the anticancer immune effects of cyclophosphamide. Science; 342(6161): 2013 [Abstract]

Mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus dem FET-Mitgliedernewsletter November 2013 > Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.  www.fet-ev.eu 

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