Der Darm - ein unterschätztes und wiederentdecktes Organ

Die Nachrichten in den Medien und den medizinischen Veröffentlichungen überschlagen sich, kaum ein Organ des menschlichen Körpers ist in den letzten Jahren so oft in den Fokus gerückt worden wie der Darm und seine in ihm lebenden Bakterien, in ihrer Gesamtheit als Darmflora bezeichnet.

"In unserem Darm leben hundert Billionen Bakterien. Das sind tausendmal mehr Keime, als unsere Galaxie Sterne hat! Obwohl die einzelnen Darmbakterien winzig sind, bringen sie in ihrer Gesamtheit immerhin fast zwei Kilo auf die Waage und sind damit deutlich schwerer als die meisten Organe. Ihr Einfluss auf unseren Körper ist deshalb auch immens. Sie steuern unsere Verdauung, beeinflussen unsere Stimmung und trainieren das Immunsystem." Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann

Unser Darm fristete lange Zeit insbesondere in der medizinischen Fachwelt ein Schattendasein, obwohl er die verschiedensten Prozesse im Hintergrund steuert. Selbst unsere Experten für den Darm, die Gastroenterologen, die täglich in Hunderten Därmen mit ihren Spiegeln herumstöbern und nach Hinweisen auf chronische Krankheiten suchen, haben das Geheimnis des zu untersuchenden Darmes nicht knacken können.

Warum?
Die Faszination spiegelt sich nicht im makroskopisch vom Auge erfassten Bereich wider, sondern auf der mikroskopisch feinen Oberfläche mit seinen verschiedenen Etagen und im Wechselspiel mit unserem Immunsystem.

Bei der Endoskopie (Spiegelung des Darmes) werden zum einen über den Mund die groben Verhältnisse im Magen und einem kurzen Teil des sich anschließenden Dünndarmes besichtigt, zum anderen von unten über den Enddarm der Dickdarm mit einem kurzen Teil des hier hinein mündenden Dünndarmes. Der 4 bis 5 m lange Dünndarm bleibt außen vor, kann aber über das Verschlucken einer Kapsel mit Kamera eingesehen werden. Hierbei können jeweils nur grobe und oberflächliche Veränderungen wie Entzündungen der Schleimhäute, Geschwüre (Ulcera) und gutartige Tumore wie Polypen oder bösartige Geschwülste wahrgenommen werden. Insofern wird diese Untersuchung für die Erkennung krankhafter Prozesse von Ärzten und Laien überschätzt. Oft geht ein Patient nach der Spiegelung wieder nach Hause ohne, dass etwas Krankhaftes gefunden wurde und die Beschwerden bleiben. Nicht wenige von ihnen werden wegen mangelnder Kenntnis der Zusammenhänge der psychogenen Ecke zugeordnet und als Simulanten oder Neurotiker/ Neurastheniker verkannt und falsch oder gar nicht behandelt. Diagnosen wie "Reizdarm-Syndrom", "somatoforme Störung" etc. boomen in der Praxis.

 

Warum können bei den derzeit gängigen Untersuchungen die Ursachen von Veränderungen vielfach nicht gefunden werden? - Weil diese mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Auf einer Länge von 5 bis 7 m und einer riesigen Oberfläche von mehr als 400 m² spielt sich das Leben im Darm in den Falten und Krypten sowie den feinen haarähnlichen Zotten auf mehreren Etagen ab. Da ist die Schleimhaut, geschützt vor mechanischer Beanspruchung mit einem Schleimfilm. Die Zellen liegen dicht aneinander über ein Eiweiß (Zonulin) miteinander verklebt und damit wasserdicht geschlossen zum Schutz vor dem Eindringen von unbefugten Stoffen und Erregern. Diese Barriere kann von Bestandteilen der Nahrung wie Eiweißen, Fetten, Zuckern, Vitaminen, Mineralien etc. nur überwunden werden, wenn das Grenzgewebe (Epithel) es ausdrücklich gestattet. In den verschiedenen Etagen dieses Gewebes befinden sich neben den Transportern für die erwähnten Stoffe eine Unmenge an natürlichen Lebewesen. Man bezeichnet die Gesamtheit dieser als die Darmflora. Sie enthält im gesunden Zustand nach unterschiedlichen Angaben wohl über 500 verschiedene Bakterienstämme, verschiedene Pilze, Viren etc. Sie alle leben in einer Art Symbiose in einem Gleichgewicht, aber nur solange, wie das umgebende Milieu biochemisch und biophysikalisch nicht gestört wird. Kommt es zu permanenten Veränderungen dieses Milieus durch äußere oder innere Einflüsse, so wird das friedliche Zusammenleben zum Wohle seines Wirts erheblich gestört.

Was ist das Milieu?

In den verschiedenen Abschnitten des Darms finden wir Bewohner, die sich an die jeweiligen Verhältnisse adaptiert haben - Verhätnisse wie:

  • pH-Werte (Magen sehr sauer pH um 1,5 = Helicobacter pylori, oberer Dünndarm leicht sauer um pH 5,0, weiter nach unten zunehmend basisch mit pH um 7-8)
  • Sauerstoffüber- oder -unterangebot mit den Anwohnern Anaerobier und Aerobier
  • geschlossene Epithelschicht mit einem Schleimüberzug ohne Entzündung
  • das Vorhandensein von Enzymen der Bauchspeicheldrüse und der Leber sowie von Gallensaft
  • gut funktionierende "Klappen" an den Übergängen der einzelnen Abschnitte
  • eine gute Darmpassage und -beweglichkeit zur Weiterleitung von nicht verarbeiteten Bestandteilen
  • eine ausgewogene Flüssigkeitsverteilung und -zusammensetzung,
  • eine ungestörte Reizverarbeitung des Nervengeflechtes im vegetativen Nervensystem
  • eine gute Durchblutung mit ausreichendem Sauerstoffangebot der versorgenden Gefäße
  • ein ausgewogener und stressfreier Tagesrhythmus mit Ruhephasen zur Nacht und Entleerung am Morgen
  • ein abwechslungs- und ballaststoffreiches natürliches Nahrungsangebot ohne zusätzliche Chemikalien, Farbstoffe, Pestizide
  • eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme zu bestimmten Zeiten (am Morgen wie ein Kaiser, am Mittag wie ein König, am Abend wie ein Bettler)
  • ausreichende Bewegung tagsüber
  • Phasen der mentalen Stressreduktion
  • lockere und natürliche Kleidung

Das im Bauchraum vorhandene Fettgewebe verselbständigt sich, reagiert nur noch ungenügend auf Körperbefehle und produziert seinerseits Botenstoffe, die Entzündungen anheizen und unterhalten, es entsteht die therapieresistente Fettsucht. Diese wiederum heizt andere chronische Veränderungen an wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Insulinresistenz (Nichtansprechen von Insulin) beim Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Störungen des Immunsystems etc.

Die Bakterien der Darmflora produzieren Stoffe, die für die Verarbeitung der Nahrung, den Aufbau von Vitaminen (B-Vitamine), die Stimulation des Immunsystems und des lokalen und zentralen Nervensystems ("Darmhirn") etc. verantwortlich sind. Sie befinden sich normalerweise in einem Gleichgewicht und alle haben eine Bedeutung für den Wirt und sein Befinden.

Aus diesen Erläuterungen wird erkenntlich: "Der Tod sitzt im Darm" und kann auf allen Stufen seinen Ausgang nehmen. Störungen sind oft durch mehrere Einflüsse möglich und schaukeln sich zu einem krankhaften Kreislauf hoch (circulus vitiosus).

Ursachen von Veränderungen (Aus dem vorigen Abschnitt ergeben dich die möglichen Ursachen):

  • Überangebot raffinierter Zucker und Weißmehlprodukte
  • fehlende oder Flüssigkeitsaufnahme zu Unzeiten (nicht unmittelbar zum Essen)
  • zuckerangereicherte Flüssigkeiten
  • zu viel Vollkornprodukte (uns fehlen der Vormagen der Widerkäuer oder der Kropf des Geflügels)
  • Rohkost ist nicht für alle Menschen und nicht zu allen Tageszeiten unbedingt geeignet (TCM)
  • zu üppige Mahlzeiten insbesondere am Abend führen zu Vergärungsprozessen mit Bildung von Gasen und Fuselalkoholen, die wiederum die Leber belasten
  • sie können durch Druckanstieg im Magen zum Rückstau von Säuren in der Speiseröhre (Reflux) führen mit Ausbildung chronischer Entzündungen bis hin zum Krebs und undichtem Verschluss des Mageneinganges oder Vorwölbung des Magens in den Brustraum (Zwerchfellbruch)
  • Überangebot von tierischen Eiweißen belasten wegen Stickstoffabfall ebenso die Entgiftungsleistung der Leber
  • ballaststoffarme Nahrung beeinträchtigt die Darmpassage und die Bildung von Giften
  • Konservierungs- und Farbstoffe, Pestizide etc. stören die Flora und bilden Entzündungen aus
  • fehlende Bewegung führt zur Darmträgheit mit längerer Verweildauer von Speisen und Abfall im Darm und dadurch wieder zur Ausbildung von Giftstoffen
  • abschnürende und enge Kleidung beeinträchtigt die Verdauung
  • ebenso mentaler und körperlicher Stress
  • die Einnahme von Medikamenten oder wiederkehrende Antibiotika-Gaben
  • die Belastung mit Giftstoffen wie Schwermetalle in Zahnfüllungen, Prothesen
  • unverträgliche Materialien in Wurzelkanalfüllungen, Stiftzähnen, Implantaten
  • zahlreichen Giftstoffen im Wasser und in der Luft
  • ebenso Pestizide in der Nahrung insbesondere in Getreideprodukten und Fleisch 
  • etc.

Störung der Darmbarriere und seine Folgen - welche Veränderungen spielen sich ab?
Diese Faktoren können einzeln oder in Kombination zu chronischen Entzündungen der Darmschleimhäute führen, die sich zunächst nicht als Symptome zumindest nicht als solche im Bauchraum bemerkbar machen. Chronische Entzündungen verursachen immer einen höheren Verbrauch an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, die anderswo im Körper fehlen. Zum anderen werden diese Stoffe ungenügend über den Darm aufgenommen.

Es führt zu Verschiebungen der Darmflora mit dem Überwiegen einzelner Spezies. Diese produzieren im Übermaß Giftstoffe (Endotoxine). Durch diese Endotoxine lösen sich allmählich die Eiweißverbindungen des Schleimhautepithels im Darm auf (Zonuline) und es entsteht das "löchrige Darm-Syndrom" (leaky gut).

Durch die so entstandenen "Löcher" können nun im Gegensatz zur gesunden und kontrollierten Passage Stoffe die Schleimhaut passieren, die normalerweise keinen Zutritt in den Körper hätten. Die im Blut zirkulierenden Zellen des Immunsystems erkennen nun solche "Eindringlinge" als Fremdkörper an und greifen diese mittels Antikörper an. Das Immunsystem wird zunehmend sensibler, gereizter auf alle eindringenden Stoffe und reagiert letztendlich auf alle früher unbeantworteten Reize aus der Umwelt. Die gebildeten Antikörper können oft wegen der Ähnlichkeit der Eiweiße nicht mehr zwischen Fremd- und körpereigenem Eiweiß unterscheiden. Es kommt zur Ausbildung von Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Allergien, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Entzündungen der Schilddrüse (Hashimoto) etc.

Durch diese Giftstoffe aus Bakterien kann auch die Blut-Hirn-Schranke durchlässig werden u.a. für Bakterien, Viren, Schwermetalle u.a. Es entwickeln sich unspezifische Entzündungen im Gehirn die in der Medizin als neurologische Erkrankungen wie unspezifische Encephalitis, Multiple Sklerose, Autismus, Demenz oder Alzheimer Erkrankung beschrieben werden.

Welche Symptome sind möglich?
Zunächst einmal werden Symptome im Bauchraum zu bemerken sein wie Stuhlunregelmäßgkeiten von Verstopfung bis Durchfällen oder beides im Wechsel, Zunahme des Bauchumfanges durch Gasbildung mit und ohne Blähungen, Stuhldrang, Völlegefühl, Druck im Oberbauch, Sodbrennen, Heißhungerattacken auch nächtlich, Verlangen nach Süßigkeiten etc.

Am übrigen Körper können sich folgende Symptome bemerkbar machen:
Schlafstörungen, Störungen von Konzentration und Gedächtnis, Unruhegefühl, chronische Schmerzen, Gewichtszunahme und die oben beschriebenen neurologischen Störungen, Hautprobleme usw.

 

Welche Diagnostik ist möglich?
Wie oben schon beschrieben eignen sich Darmspiegelungen nur bedingt zur Untersuchung auf Störungen des Milieus und der Barriere. Verschiedene Labore bieten aufwendige Stuhluntersuchungen an (Bakterienpopulationen, Pilze, unverdaute Nahrungsreste), es eignen sich alle Blutuntersuchungen auf chronische Entzündungen (hsCRP, TNF alpha, Homocystein, L-Glutamin) Neurostress (IDO-Aktivität, Tryptophan, Serotonin, Nitrotyrosin), Vitamin- und Mineralstoffdefizite, immunologische Dysbalancen (Th1/Th2, IP10, TNF alpha), Mitochondrien-Parameter (Isoenzyme LDH 4+5, M2PK, ATP), Entgiftungskapazität (Leberwerte, Glutathion), oxidativer Stress (MDA-LDL), Schwermetallbelastungen mittels Provokationsteste, Untersuchungen auf das Vorliegen von Borrelien und Co-Infektionen wie Viren etc. (LTT, IgG, IgA, IgM-AK), evtl. Hormone.

In jüngster Zeit hat sich ein Parameter in der Praxis besonders etabliert, welcher sehr zuverlässig eine Darmpermeabilitätsstörung (Durchlässigkeit) anzeigt. Durch die Auflösung der Eiweißverbindungen der Schleimhautzellen untereinander und der Entstehung des "löchrigen Darms" steigt der Zonulin-Wert im Blut an. Dieser Wert kann auch zur Kontrolle unter laufender Therapie recht gut den Therapieerfolg dokumentieren.

Welche Therapien ergeben sich daraus?

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Vortrag zum Thema von Dr. Michael Schöneberg
Dysbiose - Enteropathie - leaky gut. Ist unser Darm noch zu retten? Symptome - Ursachen - Therapie.

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