Mitesser und Pickel sind für viele ein unausweichliches Übel auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Schuld hierbei seien die Hormonveränderungen im Laufe der Pubertät, so der allgemeine Glaube. Dabei ist es verwunderlich, dass Akne bei einigen Naturvölkern nahezu unbekannt ist. Urtümlich lebende Völker wie die kanadischen Inuits oder die Zulus in Afrika bleiben auch in ihrer Jugendzeit von Pickeln verschont. Anders sieht es hingegen dann aus, wenn Mitglieder dieser ethnischen Gruppen in zivilisiertere Gebiete ziehen und westlich geprägte Ernährungsgewohnheiten annehmen. Dermatologen vermuten bereits seit Jahrzehnten, dass die Ernährungsweise bzw. bestimmte Lebensmittel an der Entstehung von Hautunreinheiten beteiligt sein könnten. Ausgehend von Selbstbeobachtungen soll vor allem Süßes und Fettiges die Pickel sprießen lassen. Mit wissenschaftlichen Mitteln konnten bislang keine eindeutigen Akneverursacher enttarnt werden, was allerdings nicht zuletzt am mangelhaften Design der meisten Studien hierzu liegt. Dennoch konnten Ernährungswissenschaftler und Dermatologen der New Yorker Universität beim Sichten der verfügbaren Literatur nun einige überzeugende Resümees ziehen.
So scheinen der häufige Verzehr von hochglykämischen Lebensmitteln sowie ein regelmäßiger Milchkonsum Schlüsselfaktoren in der Akneentwicklung zu sein. Eine kohlenhydratreiche Ernährung fördert eine Hyperinsulinämie, in deren Folge vermehrt insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF-1) und Androgene freigesetzt werden. Diese stimulieren unter anderem die Talgproduktion, ein unreguliertes Zellwachstum in den Follikeln und Entzündungen. Placebokontrollierte, randomisierte Studien an australischen Jugendlichen demonstrierten eine Verschlechterung des Hautbildes unter zuckerreicher Kost sowie im Umkehrschluss eine deutliche Verbesserung der Akne bei Reduktion der glykämischen Last.
Milch enthält selbst hohe Gehalte an wachstumsstimulierenden Hormonen wie IGF-1 und trägt über ähnliche Mechanismen wie hochglykämische Lebensmittel zur Akneentstehung bei. Molkeeiweiß ist unter anderem dafür bekannt, die postprandiale Hyperinsulinämie zu fördern. Kasein stimuliert hingegen die IGF-1-Freisetzung.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Effekte der zucker-, getreide- und milchreichen westlichen Kost mit den ohnehin in der Pubertät erhöhten IGF-1-Spiegel summieren. Gleichzeitig sehen sie hierin auch den Grund, warum Akne in Industrienationen mittlerweile auch verstärkt bis in die dritte Lebensdekade anhält. Sie raten daher, betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen neben der pharmakologischen Therapie auch eine kohlenhydrat- und milcharme Ernährung nahezulegen. Einige Studien deuten zudem darauf hin, dass zudem ein sparsamer Genuss von gebratenen und frittierten Speisen sowie ein häufiger Konsum von Fisch bzw. omega-3-fettsäurenreichen Nahrungsmitteln der Aknetherapie zugute kämen. Allerdings ist die Evidenz an dieser Stelle für konkrete Empfehlungen noch sehr dürftig.
Quelle: Burris J et al.: Acne: the role of medical nutrition therapy. J Acad Nutr Diet; 113(3):416-30: 2013 [Abstract]
Mit freundlicher Erlaubnis übernommen aus dem FET-Mitgliedernewsletter April 2013 > Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.
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