,,Der Darm kommt" - 1. Kongress Microbiotica 2017

Wir  besuchten den ersten Kongress Microbiota 2017 in Frankfurt am Main. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Bedeutung des Darms und seiner Mikroorganismen für die menschliche Gesundheit. Seit einigen Jahren wird die Mikrobenwelt des Darms intensiv erforscht. Immer mehr Studien berichten über mögliche Zusammenhänge zwischen der Besiedlung im Darm und der Entstehung von Krankheiten. Insbesondere chronisch entzündliche, metabolische und bakterielle Erkrankungen sowie Depressionen und Migräne standen im Fokus der Veranstaltung.


Etwa 100 Mediziner, Heilpraktiker und Teilnehmer anderer medizinischer Fachrichtungen folgten der Einladung von Anita Frauwallner (Geschäftsführerin Institut Allergosan), Albert Hesse und Markus Junge (Geschäftsführer TISSO Naturprodukte GmbH). Insgesamt fünf geladene Referenten stellten in ihren Vorträgen aktuelle Forschungsergebnisse sowie eigene Arbeiten vor und beantworteten in der anschließenden Podiumsdiskussion die Fragen des Publikums.

Den Kongressauftakt machte Professor Vanessa Stadlbauer-Köllner von der Medizinischen Universität Graz. In ihrem einstündigen Vortrag führte sie das Publikum zunächst in die Welt des humanen Darm-Mikrobioms ein und stellte Studienergebnisse zum Zusammenhang zwischen der Darmbesiedlung und Adipositas, alkoholischer oder nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NASH/ NAFLD) sowie der zehnthäufigsten Zivilisationserkrankung in Europa - der Leberzirrhose - vor. Herr Dr. Reinhard Wähler ging im Anschluss auf die Ursachen und Auswirkungen chronischer Entzündungen ein und zeigte in diesem Zusammenhang die Therapieoptionen mit Präbiotika auf. Dabei wies er ausdrücklich darauf hin, dass sich seine Aussagen auf wissenschaftliche Studien sowie Verfahren der naturheilkundlichen Erfahrung stützen und nicht zu den anerkannten Methoden der Schulmedizin zählen. Herr Dr. Burkhard Schütz eröffnete seinen Vortrag mit amüsanten Anekdoten aus dem Labor und stellte neben wissenschaftlichen Grundlagen und krankheitsspezifischen Veränderungen des Mikrobioms auch ein diagnostisches Tool für die Mikrobiomanalyse vor. Über die Bedeutung von Vitamin D für die Darmgesundheit referierte Professor Spitz auf bekannt humorvolle Art und Weise. Anhand mehrerer Studien verdeutliche er, dass der Einfluss des sogenannten Sonnenvitamins auf das Immunsystem auch entscheidend für einen gesunden Darm sei. Den Abschlussvortrag hielt Frau Anita Frauwallner selbst. Seit mehr als 25 Jahren widmet sie sich den Bewohnern des Darms. Sie referierte über die Darmflora als mögliche Ursache von Migräne, bakterieller Vaginose sowie dem Reizdarmsyndrom und stellte eigene Forschungsergebnisse vor.

 

Die Kernbotschaften auf einen Blick

  • Das humane Darmmikrobiom umfasst etwa 1 Billion Bakterien und macht 1,5 bis 2 Kilogramm unseres Körpergewichts aus
  • Welche Bakterien wir beherbergen, ist individuell unterschiedlich und wird durch unsere Ernährungsweise (ballaststoffarme, einseitige Ernährung), unsere Lebensweise (Alkohol, Rauchen), die Einnahme von Medikamenten (Antibiotika, Protonenpumpenhemmer), verschiedene Umwelteinflüsse (Infektionen) sowie genetische und frühkindliche Faktoren (Geburt und Stillen) beeinflusst.
  • Eine verringerte Diversität (Artenvielfalt an Bakterien) des Mikrobioms ist mit zahlreichen immunologischen, neuropsychatrischen, internistischen sowie orthopädischen Erkrankungen assoziiert.
  • Die Darmflora beeinflusst Verhalten und Stimmung, indem Bakterien über die Blutbahn und das Nervensystem mit dem Gehirn kommunizieren.
  • Bei einer geschwächten Darmbarriere bzw. erhöhten Darmdurchlässigkeit (Leaky-Gut) können vermehrt toxische Stoffe, Pathogene, Lipopolysaccharide sowie Nahrungs-Antigene ins Blut gelangen und Immunreaktionen bzw. Entzündungen im Körper auslösen.
  • Zur Aufrechterhaltung der Diversität sowie der Gesundheit von Darmzellen ist es wichtig, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen - insbesondere unverdauliche Ballaststoffe sind von Bedeutung. Diese werden von Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren (Butyrat, Acetat und Propionat) abgebaut, wirken anti-entzündlich und dienen den Darmschleimhautzellen als Nahrung.
  • Bei verschiedenen Erkrankungen zeigt sich eine verminderte Keimzahl nützlicher Darmbakterien (z.B. Faecalbacterium prausnitzii und Akkermansia muciniphila bei CED und Darmkrebs). Diese und andere werden als möglicher Therapieansatz intensiv untersucht.

 

Auch wenn die Erforschung des intestinalen Mikrobioms noch in den Kinderschuhen steckt, deuten Studien (meist am Tiermodell) darauf hin, dass einige Krankheiten und Defekte gemildert werden können, wenn das mikrobielle Gleichgewicht im Darm normalisiert wird. Die Veranstaltung hat einen tiefergehenden Einblick in die therapeutischen Möglichkeiten, Praxiserfahrungen und den aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie die Grenzen vermittelt. Die Mikrobiomforschung bleibt ein spannendes Themenfeld, von dem noch einiges zu erwarten ist.

 

Vielen Dank an das Team der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

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